Über uns

Am 5. November 2015, dem 10. Todestag des englischen Schriftstellers John Fowles, hat sich die Deutsche John-Fowles-Gesellschaft (DJFG) konstituiert. Sie besteht in einer vorerst informellen Vereinigung namhafter Anglistinnen und Anglisten und Fowles-Fans aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Ziel ist, Fowles‘ Werk zu pflegen, zu bewahren und nach Möglichkeit auf Deutsch wieder neu herausbringen sowie bisher Unveröffentlichtes veröffentlichen zu lassen, damit es für neue Lesegenerationen wahrnehmbar und attraktiv werden kann. Denn warum sollte Fowles hierzulande weniger interessieren als im angelsächsischen Sprachraum, wo er seit seinen ersten Romanen aus den 1960er Jahren auch heute noch als brandaktuell gilt? Dies zeigen dort eindrucksvoll drei Neuherausgaben: eine frisch produzierte Hörspielserie der BBC nach seinem Roman The Magus, 2016, eine illustrierte Neuausgabe seines „ökologischen Manifests“ The Tree und eine Neuinszenierung seiner Marivaux-Adaption The Lottery of Love in einem Londoner Theater, beides 2017. Im Gegensatz zur so bewiesenen Wertschätzung droht dem Autor im Deutschen ohne ein Gegensteuern das allmähliche Vergessen, da sein jahrzehntelanger Berliner Stammverlag ihn im Jahr 2010 aus dem Programm genommen hat.

 

Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, diesem bedeutenden, original nicht deutsch schreibenden Autor wieder zu einem Platz im deutschsprachigen öffentlichen Bewusstsein zu verhelfen. Für ihn (und für die DJFG) stellt es sozusagen ein Auswärtsspiel dar, und das Heimteam ist dabei ganz klar im Vorteil: das norddeutsche Husum beispielsweise hat „seinen“ Theodor Storm samt -Museum, Klagenfurt „seine“ Ingeborg Bachmann samt -Preis, das schweizerische Neuenburg „seinen“ Dürrenmatt samt -Centre, und überall dort ist deren Unterstützung über den physischen Tod hinaus durch das Heimpublikum gewährleistet.

 

© Anthony Georgieff

 

Hingegen gibt es in diesen Landen naturgemäß weder ein Fowles-Haus noch eine -Gedenktafel noch einen -Preis. Und doch: der Autor machte etwa auf einer Reise im Jahre 1951 Station in Innsbruck, Zürich, Bern und Freiburg, auch am Bodensee und im Schwarzwald, so dass er dort und anderswo möglicherweise Spuren hinterlassen hat – sie zu finden wäre eine der denkbaren Initiativen der DJFG. Fowles' 100. Geburtstag im Jahre 2026 wird der nächste runde Jahrestag für ein ihm gebührendes Gedenken und Feiern sein.

 

Eine unserer selbstgestellten Aufgaben ist es vor allem, noch etwas Anderes als den örtlichen, landschaftlichen oder kulturellen Bezug zum spezifisch deutschen Literaturdiskurs zu finden, etwas, mit dem die DJFG das Interesse an diesem Schriftsteller neu wecken kann. Vermutlich sind es Dinge, die im Bereich der heute zunehmend wichtiger werdenden übernationalen Zusammenhänge liegen, denn John Fowles verstand sich – wie viele der Helden und Heldinnen in seinen Erzählwerken – ureigentlich als Kosmopolit. Auch auf dem Gebiet ökologischen Denkens und nachhaltigen Handelns, heute Hauptthemen in allen Weltsprachen, hatte er lange vor der Mehrzahl der schreibenden Zunft vieles zu sagen, was es auf Deutsch noch zu entdecken gilt.

 

Zu diesen Themen und zu manchem mehr wollen wir zu forschen anregen und selber forschen – unsere eigene Jahrbuchreihe wird den nötigen Raum bieten – und eine breitere Öffentlichkeit herstellen. Dazu gehört eine grundlegend neue Präsenz in den Medien sowie last but not least die Suche nach zusätzlichen Mitgliedern, die John Fowles' literarische Stimme vernehmen und ihr Echo mit uns weiter verbreiten helfen.